Die katholische Wohnbevölkerung nach Bistümern
grosse Unterschiede
Markante Unterschiede zwischen den Bistümern
Die sechs Schweizer Bistümer unterscheiden sich in ihrer Grösse und konfessionellen Zusammen-setzung markant voneinander. Im Bistum Basel lebt rund ein Drittel der Schweizer Katholik-(inn)en. Bezüglich der Zahl der Kirchenmitglieder ist es damit mehr als vier Mal so gross wie die Bistümer Lugano und Sitten.
Während die Phänomene Austritte, Konfessionslosigkeit, sinkende Mitgliederzahlen und Säkularisierung in der medialen Öffentlichkeit grosse Resonanz finden, werden die Phänomene des nach wie vor hohen Anteils der Kirchenmitglieder an der Gesamtbevölkerung und der stabilen Mitgliederzahl der römisch-katholischen Kirche deutlich weniger wahrgenommen. Es scheint nicht unwichtig, angesichts negativer Schlagzeilen einen Gegenakzent zu setzen.
Dabei geht es nicht darum, die «guten» Nachrichten zu nutzen, um die Probleme und Herausforderungen kleinzureden. Die vertrauten Kirchengestalten «verschwinden» zwar vielleicht nicht gerade, aber sie «verändern» sich markant, was mit grossen Herausforderungen für die Kirchen verbunden ist.
Grafik 1.8: Anteil Katholiken an der Wohnbevölkerung (1970-2022) ab 15 Jahren nach Bistümern in Prozent
Anmerkung: In den beiden Bistümern Sitten und Lausanne, Genf und Freiburg decken sich die Kantonsgrenzen nicht mit den Bistumsgrenzen. So gehören zum Bistum Sitten auch Teile des waadtländischen Distrikts Aigle, während die Walliser Pfarreien Saint-Maurice, Mex, Vernayaz, Salvan und Finhaut zur Territorialabtei St. Maurice zählen und die Pfarrei Saint Gingolph zur französischen Diözese Annecy. Aufgrund fehlender Gemeindedaten bei der neuen Volkszählung von 2011, 2015 sowie 2016 wurden für das Bistum Sitten jeweils die Daten des ganzen Kantons Wallis und für das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg jene des ganzen Kantons Waadt verwendet. Im Bistum Sitten dürfte der Katholikenanteil einige Prozentpunkte tiefer liegen als angegeben. Bei der Volkszählung 2000 betrug der Katholikenanteil im Distrikt Aigle ein Drittel. Im Bistum Sitten lag er bei 76%, im Kanton Wallis hingegen bei 81%. Bei der Volkszählung 1970 lag der Katholikenanteil des Bistums Sitten inklusive die zum Bistum gehörenden Teile des Distrikts Aigle bei 88.5%. 1970-2000: Daten wurden mit der Strukturerhebung harmonisiert.
Lugano und Sitten
katholisch geprägt
Lugano und Sitten sind katholisch geprägt
Die beiden kleinsten Diözesen der Schweiz weisen eine mehrheitlich katholische Bevölkerung auf. Die Reformierten, aber auch die Muslime und Konfessionslosen sind hier deutlich untervertreten. Gleichzeitig hat die katholische Kirche in diesen beiden Bistümern relativ zur Gesamtbevölkerung am meisten Anteile verloren. Der grossen Rückgang dürfte in erster Linie auf Wanderungsbewegungen innerhalb der Schweiz zurückzuführen sein, die zu einer stärkeren konfessionellen Vermischung der Kantone beitrugen.
Grafik 1.9: Religionszugehörigkeit der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Bistümern (2022)
Bistum Chur und Basel
Mix von Katholiken
und Reformierten
Bistümer Basel und Chur mit einem traditionell hohen Anteil an Reformierten
Einen traditionell grossen Anteil an Reformierten weisen die Bistümer Basel und Chur auf. Die Frage der Ökumene erhält dadurch in diesen beiden Diözesen eine ganz andere Bedeutung. Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg wiederum ist geprägt von einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Konfessionslosen, was auch mit der Trennung von Kirche und Staat in den Kantonen Genf und Neuenburg zusammenhängen dürfte. In der Westschweizer Diözese gehörten 2022 nur noch rund 45% der Bevölkerung der katholischen oder reformierten Kirche an.
Tabelle 1.3: Katholische Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Bistümern (1970-2022)
Bistum | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Basel | 791579 | 820787 | 895567 | 874061 | 867793 | 879729 | 871565 | 863514 | 854401 | 842950 | 823521 | 812400 | 796053 |
Chur | 454501 | 490249 | 535904 | 526193 | 556657 | 567969 | 562118 | 559212 | 548481 | 539345 | 539628 | 529004 | 513005 |
St. Gallen | 181896 | 194158 | 217107 | 212585 | 213738 | 211467 | 211548 | 208375 | 203135 | 200855 | 201584 | 194542 | 195834 |
Sitten | 130775 | 149186 | 178222 | 183323 | 193533 | 203768 | 201097 | 199094 | 200331 | 198976 | 196480 | 194414 | 193140 |
LGF | 408275 | 442072 | 497028 | 476376 | 487599 | 508045 | 503605 | 497844 | 494241 | 484041 | 479054 | 469803 | 464447 |
Lugano | 159682 | 177672 | 203040 | 199204 | 194530 | 202463 | 200714 | 196376 | 191052 | 188285 | 185692 | 182108 | 179705 |
1970-2000: Daten wurden mit der Strukturerhebung harmonisiert; die betrachtete Bevölkerung ist die ständige Wohnbevölkerung. Damit sind Personen ab dem vollendeten 15. Altersjahr gemeint, die in der Schweiz seit mindestens 12 Monaten in einem Privathaushalt leben. Nicht berücksichtigt sind Diplomaten, internationale Funktionäre und deren Familienangehörige. Quelle: Eidgenössische Volkszählungen, Strukturerhebungen, BFS