Seelsorgende in den Bistümern
Unterschiedlicher Umgang
mit Priestermangel

Seelsorgende - Situation in den Bistümern

Unterschiedliche Wege im Umgang mit dem Priesterrückgang

Die Schweizer Bistümer sind in den letzten 30 Jahren zum Teil sehr unterschiedlich mit dem Rückgang an Priestern umgegangen. Am deutlichsten zeigt sich dies im unterschiedlichen Einsatz von Pastoralassistent(inn)en und Diakonen in der Pfarreiseelsorge. Grob lassen sich drei Wege unterscheiden, die die Bistümer eingeschlagen haben.

Grafik 4.10: Verteilung der Pfarreiseelsorgenden mit Universitätsabschluss in den Schweizer Bistümern in Prozent (1983–2021)

Anmerkung: Es liegen keine Zahlen zu den Pastoralassistent:innen im Bistum Sitten für das Jahr 2021 in den Pfarreien vor. Ebenfalls keine Zahlen zu den ständigen Diakonen aus dem Vikariat Vaud des Bistum Lausanne-Genf-Fribourg für das Jahr 2021.

Das Bistum Basel

 

Seelsorgende - Situation in den Bistümern

Der Weg der Bistümer Basel und St. Gallen

Die Bistümer Basel und St. Gallen haben einen vergleichbaren Weg eingeschlagen, wo die Zahl der in den Pfarreien tätigen Diözesanpriester in den letzten dreissig Jahren um mehr 60% zurückgegangen ist. Beiden Diözesen gelang es durch den verstärkten Einsatz von Pastoralassistent(inn)en und Diakonen in der Pfarreiseelsorge den Priesterrückgang weitgehend aufzufangen. Im Bistum Basel stieg der Anteil der Pastoralassistent(inn)en am Seelsorgepersonal in den Pfarreien seit 1983 von gut 10% auf 50% an, während sich der Anteil der Diözesanpriester von 76% halbierte. Das Bistum Basel weist zudem mit 11% den höchsten Anteil an Diakonen auf.

Tabelle 4.8: Seelsorgende im Bistum Basel 2021

Anmerkung: Quelle: Bistum Basel
Was bedeutet Ihnen der Dienst in der Kirche?
Der Dienst in der Kirche bedeutet für mich, dass ich die Nachfolge Christi, in der wir alle leben, zu meinem Beruf gemacht habe. In der Kirche tätig zu sein, bedeutet für mich, in kleinen Schritten durch einfache Taten am Reich Gottes mitzubauen. In den Gesprächen in der Seelsorge und im Feiern der Gottesdienste wird die Gemeinschaft derjenigen spürbar, die die gleiche Sehnsucht, die gleiche Hoffnung auf den lebendigen Gott in sich tragen. Menschen, die auch von einer friedlicheren und gerechten Welt träumen, so wie sie uns von Jesus beschrieben wurde.
Fabian Schäuble

in: gs, die Vielfalt der Talente in der Kirche muss zum Ausdruck kommen, kath.ch vom 21.06.2017

Was bedeutet Ihnen der Dienst in der Kirche?
Für mich ist der Dienst in der Kirche sehr wertvoll. Als Christ ist für mich die Arbeit als Seelsorgerin zugleich eine Berufung. Es ist eben nicht «nur» eine Arbeit. Ich arbeite gerne in und für die Kirche. Ich setze mich für den christlichen Glauben, für Gott und die Menschen ein.
Angela Bucher-Adamek

in: gs, Vertrauen und Wertschätzung meiner Arbeit, kath.ch vom 14.06.2017

Das Bistum Chur

Seelsorgende - Situation in den Bistümern

Das Bistum Chur

Eine ähnliche Entwicklung wie die Bistümer Basel und St. Gallen machte das Bistum Chur durch, wenn auch in etwas geringerem Aus­mass (Tabelle 4.9). So liegt der Anteil der Diö­zesanpriester an den Pfarreiseelsorgenden nach wie vor bei rund der Hälfte. Im Bistum Chur fällt auf, dass die drei Bistumsregionen Graubünden, Urschweiz und Zürich/Glarus in den letzten dreissig Jahren sehr unterschiedli­che Personalentwicklungen erlebt haben. Diese begründen sich einerseits in ihren geo­grafisch und historisch unterschiedlichen Vor­aussetzungen, andererseits dürften sie auch auf eine unterschiedliche Personalpolitik in­nerhalb der drei Regionen zurückzuführen sein.

Tabelle 4.9: Seelsorgende im Bistum Chur 2021

Anmerkung: Quelle: Bistum Chur
Das Bistum St. Gallen

Seelsorgende - Situation in den Bistümern

Ein ähnlicher Weg wie das Bistum Basel

Im Bistum St. Gallen vervielfachte sich der Anteil der Pastoralassistent(inn)en an den Pfarreiseelsorgenden seit 1983, während der Anteil der Diözesanpriester von 80% auf gerade noch 21% zurückging.

Tabelle 4.10: Seelsorgende im Bistum St. Gallen 2021

Anmerkung: Quelle: Bistum St. Gallen
Die Bistümer Sitten
und Lausanne, Genf

und Freiburg

Seelsorgende - Situation in den Bistümern

Die Bistümer Sitten und Lausanne-Genf-Freiburg

Einen dritten Weg haben die Bistümer Sitten und Lausanne, Genf und Freiburg eingeschla­gen. Auch in diesen beiden Diözesen war in den letzten dreissig Jahren ein starker Rück­gang der Zahl der Diözesanpriester in der Pfar­reiseelsorge zu verzeichnen. Im Gegensatz zur Diö­zese Lugano schliessen die beiden Bistümer Sitten und Lausanne, Genf und Freiburg den Einsatz von Pastoralassistent(inn)en und Dia­konen in der Pfarreiseelsorge zwar nicht grundsätzlich aus. Dennoch ist ihr Anteil am Seelsorgepersonal immer noch relativ klein. Eine be­deutende Ursache dafür dürfte die deutlich geringere Finanzkraft der katholischen Kirche in diesen beiden Bistümern im Vergleich zu den Deutschschweizer Diözesen darstellen. Dies hat dazu geführt, dass in den Bistümern Sitten und Lausanne, Genf und Freiburg stark auf weitere Kategorien von Laienmitarbeiter-(inne)n gesetzt wird, die zwar durchaus eine gewisse theologische Basisausbildung besitzen, jedoch über keinen Universitätsabschluss in Theologie verfügen.

Tabelle 4.11: Seelsorgende im Bistum Sitten 2021

Quelle: Bistum Sitten

Tabelle 4.12: Seelsorgende im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg 2021

Anmerkung: Keine Zahlen zu den ständigen Diakonen aus dem Vikariat Vaud des Bistum Lausanne-Genf-Fribourg. Quelle: Bistum Lausanne, Genf und Freiburg
Das Bistum Lugano

Seelsorgende - Situation in den Bistümern

Das Bistum Lugano mit der geringsten Abnahme der Diözensanpriester

Das Bistum Lugano hat mit einem moderaten Rückgang seit 1983 mit Abstand die geringste Abnahme an Diözesanpriestern zu verkraften, die in der Pfarreiseelsorge tätig sind. Ebenfalls nur leicht zurückgegangen ist die Zahl der in den Tessiner Pfarreien tätigen Ordenspriester. Wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen haben dürfte das Priesterseminar des Neokatechumenalen Weges, in dem seit den 90er Jahren ein nicht geringer Teil der Neupriester ausgebildet wird. Auch wenn keine konkreten Daten dafür vorliegen, wie viele Seminaristen aus dem Ausland stammen, dürfte es sich doch um eine nicht zu vernachlässigende Zahl handeln.

Tabelle 4.13: Seelsorgende im Bistum Lugano 2021

Anmerkung: Im Bistum Lugano ist keiner der sechs ständigen Diakone im aktiven Dienst des Bistums. Bei den in der Tabelle aufgeführten Diakonen handelt es sich um Personen auf dem Weg zum Priesteramt. Quelle: Bistum Lugano