Die Schweizer Bistümer
Das duale System – eine Besonderheit der katholischen Kirche in der Schweiz
Eine Besonderheit der römisch-katholischen Kirche der Schweiz ist das in grossen Teilen des Landes bestehende duale System. Ihre Organe gliedern sich in zwei Bereiche mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben. Neben den Organen kirchlichen Rechts (Bistümer, Pfarreien), welche sich in erster Linie um Fragen der Kirchenleitung, der Pastoral, Verkündigung und Sakramente kümmern, existieren die Organe staatlichen Rechts (Kirchgemeinden und kantonale kirchliche Körperschaften), die v.a. um Verwaltungsangelegenheiten, Finanzen, Liegenschaften und Immobilien besorgt sind.
Sechs Bistümer sowie zwei Gebietsabteien
In der Schweiz bestehen sechs Bistümer sowie zwei Gebietsabteien (St. Maurice, Einsiedeln). Anders als in vielen anderen Ländern sind die Schweizer Bistümer nicht in einer Kirchenprovinz zusammengeschlossen, sondern unterstehen direkt dem Heiligen Stuhl. Eine Zusammenarbeit zwischen den Bistümern findet sowohl sprachregional in der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK) bzw. der Conférence des ordinaires de la Suisse romande (COR) als auch auf nationaler Ebene in der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) statt. Die grossen Schweizer Bistümer sind in Bistumsregionen eingeteilt. Alle Diözesen kennen zudem eine regionale Gliederung in Dekanate bzw. Vikariate, welche von einem Dekan geleitet werden und jeweils mehrere benachbarte Pfarreien umfassen.
Massnahmen zur Restrukturierung der Pfarreiseelsorge
Insbesondere als Folge des Rückgangs der Zahl der Priester sind die Schweizer Diözesen seit einiger Zeit gezwungen, Massnahmen zur Restrukturierung der Pfarreiseelsorge zu ergreifen. Auch wenn bisher nur sehr wenige Pfarreien aufgehoben wurden, ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien unabdingbar. Die einzelnen Bistümer gehen dabei unterschiedliche Wege.
Das Bistum Basel
Das Bistum Basel: Pastoraler Entwicklungsplan
Auch im Bistum Basel sind die Pfarreien dabei, sich im Rahmen des Pastoralen Entwicklungsplans (PEP) zu Pastoralräumen zusammen zu schliessen, in denen die Seelsorger(innen) nach einem gemeinsamen Pastoralkonzept arbeiten. Im französischsprachigen Teil des Bistums, dem Jura Pastoral, wurde die Restrukturierung der Pfarreiseelsorge bereits vor einiger Zeit in Angriff genommen. Alle Pfarreien gehören dort mittlerweile einer Unité pastorale an.
Tabelle 2.1: Struktur des Bistums Basel (2022)
Region | Errichtete Pastoralräume | Pastoralräume in Projektphase | Pfarreien | Kirchgemeinden |
---|---|---|---|---|
Bistumsregion St. Urs | 28 | 4 | 152 | 129 |
Aargau | 20 | 4 | 111 | 96 |
Basel Land | 7 | 0 | 33 | 32 |
Basel Stadt | 1 | 0 | 8 | 1 |
Bistumsregion St. Verena | 29 | 3 | 157 | 161 |
Bern | 10 | 0 | 40 | 33 |
Jura | 6 | 0 | 37 | 56 |
Solothurn | 13 | 3 | 80 | 72 |
Bistumsregion St. Viktor | 40 | 3 | 174 | 137 |
Luzern | 24 | 0 | 101 | 83 |
Schaffhausen | 2 | 0 | 8 | 6 |
Thurgau | 11 | 1 | 49 | 38 |
Zug | 3 | 2 | 16 | 10 |
Bistum | 97 | 10 | 483 | 427 |
Heute, sechs Monate vor dieser Deadline, sind 53 der 104 Pastoralräume errichtet. Also erst gut die Hälfte. Im Fricktal ist noch keiner errichtet; von den fünf Pastoralräume sind zwei zumindest auf der Zielgeraden. Die anderen drei aber sind noch nicht einmal gestartet.
Was ist da los? Christoph Sterkman, Bischofsvikar und «Mister Pastoralraum» in der Bistumsregion St. Urs, blickt auf die farbenfrohe Pastoralraum-Karte, die vor ihm auf dem Tisch im Sitzungszimmer des Bischofsvikariats St. Urs in Liestal liegt. «Es war schnell klar, dass es länger dauern wird», sagt er, fügt nach einer kurzen Pause an: «Dass es aber so lange dauern wird, hätte ich dennoch nicht erwartet.»
Das Bistum St. Gallen
Das Bistum St. Gallen: Seelsorgeverbände
Im Bistum St. Gallen wurden in einem ersten Schritt zahlreiche Pfarreien zu Seelsorgeverbänden zusammengeschlossen. Durch die aktuelle Errichtung von durch Pastoralteams geführten Seelsorgeeinheiten wird die Zusammenarbeit der Pfarreien noch einmal intensiviert.
Tabelle 2.2: Struktur des Bistums St. Gallen (2022)
Region | Dekanate | Seelsorgeeinheiten | Pfarreien in Seelsorgeeinheiten | Kirchgemeinden |
---|---|---|---|---|
SG | 7 | 29 | 127 | 92 |
AR / AI | 1 | 4 | 15 | 16 |
Bistum | 8 | 33 | 142 | 108 |
Das Bistum Chur
Das Bistum Chur: je nach Bistumsregion verschieden
Im Bistum Chur unterscheiden sich die pastoralen Verhältnisse in den drei Bistumsregionen stark voneinander. Eine Restrukturierung der Pfarreistrukturen hat bisher nur begrenzt stattgefunden. Auch im Bistum Chur sind die einzelnen Pfarreien jedoch zu verstärkter Kooperation gezwungen.
Tabelle 2.3: Struktur des Bistums Chur (2022)
Region | Dekanate | Seelsorgeräume | Pfarreien Selsorgeräume | Einzelpfarreien | Total Pfarreien | Kirchgemeinden |
---|---|---|---|---|---|---|
Bistumsregion Graubünden | 6 | 1 | 3 | 118 | 121 | 84 |
GR | 6 | 1 | 3 | 118 | 121 | 84 |
Bistumsregion Zentralschweiz | 5 | 6 | 16 | 70 | 86 | 80 |
SZ | 2 | 1 | 2 | 38 | 40 | 36 |
UR | 1 | 3 | 9 | 15 | 24 | 23 |
OW | 1 | 1 | 3 | 8 | 11 | 7 |
NW | 1 | 1 | 2 | 9 | 11 | 14 |
Bistumsregion Zürich/Glarus | 5 | 9 | 21 | 82 | 103 | 80 |
GL | 1 | 1 | 3 | 5 | 8 | 6 |
ZH | 4 | 8 | 18 | 77 | 95 | 74 |
Bistum Total | 16 | 16 | 40 | 270 | 310 | 244 |
Die Bistümer Sitten
und Lugano
Die Bistümer Sitten und Lugano: regionale Zusammenarbeit unter Pfarreien
Die Bistümer Sitten und Lugano setzen auf eine verstärkte regionale Zusammenarbeit der Pfarreien in den bisherigen Strukturen. Das Bistum Lugano hat seine Vikariate mittlerweile in Zone pastorali aufgeteilt, das Bistum Sitten die bestehenden Dekanate in Regionen bzw. Secteurs, in denen die Pfarreien gewisse Aufgaben gemeinsam übernehmen. Im Bistum Sitten wird ein grosser Teil der Secteurs insbesondere im französischsprachigen Teil des Bistums mittlerweile von Seelsorgeteams bzw. Equipes pastorales geleitet.
Tabelle 2.4: Struktur des Bistums Sitten (2022)
Dekanate | Seelsorgeregionen | Pfarreien | |
---|---|---|---|
Deutschsprachiger Bistumsteil | 5 | 18 | 66 |
Französischsprachiger Bistumsteil | 7 | 19 | 84 |
Bistum | 12 | 37 | 150 |
Tabelle 2.6: Struktur des Bistums Lugano (2022)
Region | Vikariate | Zone pastorali | Pfarreien |
---|---|---|---|
Sopraceneri | 3 | 10 * | 143 |
Sottoceneri | 3 | 16 * | 112 |
Bistum | 6 | 26 * | 255 |
Das Bistum Lausanne,
Genf und Freiburg
Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg: Seelsorgeeinheiten
Im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg wurden fast alle Pfarreien in Seelsorgeeinheiten (Unités pastorales) umgewandelt, die von aus Priestern, Laienmitarbeiter(inne)n und Diakonen bestehenden Seelsorgeteams (Equipes pastorales) geleitet werden.
Tabelle 2.5: Struktur des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg (2022)
Kanton | Dekanate / Archiprêtrés | SE | Pfarreien |
---|---|---|---|
FR | 5 | 23" | 114+ |
VD** | 8 | 13/3" | 47+ |
NE | 1 | 4 | 18+ |
GE | 3 | 13"" | 51+ |
Bistum | 17 | 53 | 230 |
«Wenn wir es schaffen, gemeinsam als Kirche besser zusammenzuarbeiten und damit gemeinsam am Reich Gottes zu bauen, können wir mehr Synergien nutzen und gemeinsam pastorale Projekte umsetzen. Dafür müssen wir uns regelmässig austauschen und voneinander wissen.» Dazu tragen nicht nur die Sitzungen bei, sondern auch der Kommunikationsfluss, der im neuen Strukturpapier für jedes Gremium festgelegt ist.
Anderssprachige Missionen
Anderssprachige Missionen
Ein Teil der in der Schweiz lebenden Katholik(inn)en mit Migrationshintergrund wird seelsorgerlich nicht in den Territorialpfarreien, sondern von den anderssprachigen Missionen betreut. Mehrheitlich sind die Missionen für ein bestimmtes Gebiet innerhalb eines Kantons zuständig. Das Einzugsgebiet einiger Missionen erstreckt sich hingegen über mehrere Kantone oder sogar über die ganze Schweiz und macht oft auch nicht an Bistumsgrenzen halt.
Grafik 2.1: Anzahl der anderssprachigen Missionen 2021
Anmerkung: * Spezialmissionen, * regionalisierte und kantonalisierte Missionen, welche durch die Koordinatoren mit migratio in Verbindung stehen
Anderssprachige Missionen
Die Zahl der italienischsprachigen Missionen ist rückläufig
Die Zahl der anderssprachigen Missionen hat 1995 ihren Höhepunkt erreicht und ist seither stark rückläufig. Mittlerweile gibt es noch rund 100 Missionen. Die Entwicklung hängt eng mit der Abnahme der Italienermissionen zusammen, welche jedoch auch heute noch fast die Hälfte aller Missionen ausmachen. Weitere grosse Sprachgruppen sind die Portugiesischsprachigen, die Spanischsprachigen und die Kroaten. Verschiedene Missionen existieren bereits über mehrere Generationen. Die Grenzziehung zwischen Einheimischen und Migranten wird dadurch immer mehr relativiert. Gleichzeitig hat sich durch die Globalisierung der Migrationsströme die Zahl der Sprachgemeinschaften in den letzten Jahren jedoch auch vervielfältigt, die katholische Wohnbevölkerung ist bunter geworden. Das bisherige Konzept, für jede Sprachgemeinschaft eine neue Mission zu errichten, stösst dadurch immer mehr an seine Grenzen.
Grafik 2.2: Entwicklung der Zahl der anderssprachigen Missionen (1975-2021)
Anmerkung: Im Jahr 2017 wurden die Kriterien zur Bestimmung der Anzahl Missionen geändert (Neues Kriterium: Mission = Zentrum mit seelsorgerischer Betreuung und durch Landeskirche oder migratio finanziert). Dies erschwert einen Vergleich mit früheren Jahren.